B 9281

Die B 9281 ist eine 3-Wege Kompakt-Box mit einem Nettoinnenvolumen von 10 l. Sie ist die zweite in der DDR hergestellte 3-Wege-HiFi-Box. Von der technischen Konzeption beruht sie auf der bekannten B 9261 mit den Lautsprechern L 2921 für den Tiefton- und L 9801 für den Hochtonbereich. Zusätzlich soll jedoch ein Mitteltonlautsprecher für eine verbesserte Wiedergabe der mittleren Frequenzen sorgen, zusätzlich aber noch das Abstrahlverhalten und die Räumlichkeit des Klangbildes verbessern.

Die mechanische Konstruktion der B 9281 ist recht einfach gehalten. Das eckige Gehäuse ist aus Spanplatte gefertigt, Hochton- und Tieftonlautsprecher sind auf Filzunterlagen von vorn direkt auf die Front der Box geschraubt. Der Mitteltonlautsprecher wird mittels eines schwarzen Metallringes an der Box befestigt. Um die Box auch für den Betrieb ohne Blende ansehnlich zu gestalten, ist eine formgenaue Verblendung aus schwarzer Preßpappe mit 5 Schrauben an die Box geschraubt. Diese bedeckt die Spanplatte der Front und läßt die Membranen der drei Lautsprecher frei.
Weiterhin verfügt die B 9281 zusätzlich über eine vollflächige Blende aus schwarz lackiertem Lochblech. Diese kann wahlweise abgenommen werden, da sie sich akustisch neutral verhält.

Als Tieftonlautsprecher findet der bekannte L 2921 vom VEB Elektroakustik Leipzig mit 20 cm Korbdurchmesser Verwendung. Er ist durch seine Weiche Aufhängung, die verstärkte Membran und die relativ hohe schwingende Masse speziell für den Einsatz in kleinen, geschlossenen Volumina von ca. 10 Litern ausgelegt und erreicht darin eine untere Grenzfrequenz von 50 Hz. Desweiteren ist er mit einer Nennbelastbarkeit von 40 VA einer der leistungsstärksten Lautsprecher von RFT für den Einsatz in Heim-Lautsprecherboxen und eignet sich deshalb für die Verwendung an leistungsstarken Verstärkern.

Der in der B 9281 verwendete Mitteltonlautsprecher ist der bereits aus kleinen Einwegboxen bekannte Breitbandlautsprecher L 1714. Er hat einen Korbdurchmesser von nur 80 mm, eine Schaumstoffsicke und ist mit 10 VA für seine Größe sehr hoch belastbar. Er ist zur Entkopplung vom Volumen des Tieftöners in einen Blechtopf montiert und wird mit Hilfe eines schwarzen Metallrings in der Box befestigt.

Für die Wiedergabe der hohen Frequenzen kommt in der B 9281 der bekannte Kalottenhochtonlautsprecher L 9801 vom VEB Elektroakustik Leipzig zum Einsatz.

Dieser zeichnet sich gegenüber Konushochtönern durch eine Reihe von Vorteilen aus. Er ist mit 15 Watt sehr hoch belastbar und kann aufgrund der deutlich kleineren und somit leichteren Membran die hohen Frequenzen besser und detailgetreuer wiedergeben. Außerdem wird durch die kuppelförmige Membran eine bessere räumliche Schallverteilung und eine verringerte Bündelung der hohen Frequenzen erreicht.

Die drei Lautsprecher sind über eine elektrische Frequenzweiche mit einer Flankensteilheit von 12 dB / Oktave für Tief- und Hochton-, bzw. 6 dB / Oktave für den Mitteltonzweig zusammengeschaltet. Bei später hergestellten Boxen wurde eine Frequenzweiche mit etwas veränderter Dimensionierung eingebaut, was für eine Klangverbesserung im Mittel- und Hochtonbereich sorgen sollte. Die Frequenzweiche, die im Tieftonzweig eine Ferrit-Kern-Spule beinhaltet, ist auf einer Platine untergebracht.

Zusätzlich zum normalen Weichenteil wurde bei der B 9281 eine Schutzschaltung mit integriert, welche im Gegensatz zur "Corona" nur bei Überlastungen der Hochtonkalotte anspricht. Versuche haben ergeben, daß Überlastungen meist bei verzerrtem Signal auftreten, welches aufgrund der entstehenden, hochfrequenten Oberwellen nur den Hochtonlautsprecher gefährdet, da die anderen Lautsprecher wegen der vorgeschalteten Tiefpaßfilter davor geschützt sind.
Diese vereinfachte Schaltung, bei der auf eine optische Anzeigeschaltung verzichtet wurde, kommt mit wesentlich weniger Bauteilen bei fast gleicher Wirkungsweise aus. Bei einer zu hohen Spannung am Hochtonlautsprecher wird die gesamte Box mittels Relais solange vom Verstärker getrennt, bis die Überlastung korrigiert wird.

Die optische Gestaltung der B 9281 ist der Zeit entsprechend modern gehalten. Sie stellt eine Zwischenlösung zwischen früheren Lautsprecherboxen im "Möbel-Look" mit vollflächigen, einfarbigen Stoffblenden und holzfarbenem Gehäuse und den später gebauten, sehr technisch gestalteten Boxen. Das eckige Gehäuse ist mit anthrazit oder holzfarbener Dekorfolie beklebt.

Es wurde auch eine Exportvariante dieser Box mit der Bezeichung "Model Carrera" gebaut. Diese hatte ein mit grauer Dekorfolie beklebtes Softline-Gehäuse und war ansonsten technisch identisch mit der B 9281. Die Belastbarkeit der Box wurde mit 120 Watt angegeben.

Die B 9281 wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1984 das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.


Technische Daten:

Nennbelastbarkeit:

35 W

Höchstbelastbarkeit:

50 W

Nennscheinwiderstand:

4 Ohm

Übertragungsbereich:

50 - 18000 Hz

Trennfrequenzen:

800 Hz; 5,5 kHz

Kennempfindlichkeit:

86 dB

Betriebsleistung:

10 W

Länge der Anschlußleitung:

4 m

Nettovolumen:

10 l

Abmessungen (B x H x T):

236 x 341 x 225 mm

Masse:

8,8 kg

Preis pro Box:

405,- M


Stromlaufplan

Stromlaufplan 2


Übertragungskurve mit neuer Weiche



Klang der Box

Über das Klangbild der B 9281 kann man geteilter Meinung sein. Der Mitteltonlautsprecher bewirkt einerseits den gewünschten Effekt der verbesserten und klareren Wiedergabe der mittleren Frequenzen. Andererseits wird das Klangbild etwas unnatürlich, da der Mitteltonbereich etwas aufgesetzt wirkt und sich nicht so recht in das Klangbild einfügt.

Das kommt in erster Linie sicherlich durch ungünstig gewählte Trennfrequenzen zustande. Vor allem die obere Trennfrequenz ist mit 5,5 kHz zu hoch für die Membrangröße, weshalb der auch der obere Mittenbereich etwas schmal klingt. Dazu kommt noch, daß dem Mitteltöner ein Bandpaß 1. Ordnung vorgeschaltet, wodurch sich die von den einzelnen Lautsprechern abgestrahlten Frequenzen in weiten Bereichen überschneiden. Das sorgt dafür, daß das Klangbild recht unaufgeräumt und matschig wirkt.

Insgesamt klingt die Box also nicht sonderlich gut. Die bekannte Baßüberhöhung im Bereich von 100 Hz, die aus der Kombination Tieftöner und Gehäuse stammt, ist weiterhin als Dröhnen störend hörbar. Eine geeignete Aufstellung kann dieses Problem jedoch kaschieren.

Der Klang der Mitten wurde ja bereits eben beschrieben. Die Höhen klingen bei der B 9281 ziemlich gut. Durch die hohe Trennfrequenz klingen die Höhen recht fein und das sonst bei der L 9801 bekannte "Zischeln" ist nicht ganz so ausgeprägt.

In der vom Hersteller veränderten Weiche wird die Trennfrequenz zwischen Mittel- und Hochtonzweig stark nach unten gesetzt. Meiner Meinung nach ist diese Veränderung etwas zu groß, da die Box im oberen Mittenbereich nun aufdringlich, fast schon schrill klingt. Außerdem liegt die Trennfrequenz nun so tief, daß sie problemlos auch vom Tieftonlautsprecher wiedergegeben werden könnte, was den Mitteltöner eigentlich überflüssig macht.

Alles in allem klingt die Box mit den beiden Weichen im Vergleich mit einer K 13 (2-Wege, gleicher Tief- und Hochtonlautsprecher, gleiches Gehäuse) relativ unausgewogen, d.h. die K 13 klingt besser. Die vom Hersteller angestrebte verbesserte Mittenwiedergabe wird durch ein unharmonisches Gesamtklangbild wieder zunichte gemacht.

Die Eindrücke über das Klangbild der Box sind natürlich subjektiv und somit Geschmacksache.


Klangtuning

Ziel der Frequenzweichenoptimierung war es nun, ein harmonisches und ausgewogenes Klangbild zu erzeugen ohne die Vorteile des zusätzlichen Mitteltonlautsprechers ungenutzt zu lassen. Als Klangreferenz wurde eine BR 26 herangezogen, als direkter Vergleichspartner aufgrund der konstruktiven Ähnlichkeiten eine K 13 profiL.

Nach einigen Versuchen war relativ schnell eine Schaltung gefunden, mit der im Vergleich ein sehr schönes Klangbild entstand. Jedoch war diese Schaltung relativ aufwendig und aufgrund der Vielzahl an Bauelementen nicht ohne weiteres

auf der Platine unterzukriegen. Nach einigen weiteren Veränderungen und Hörproben ist nun eine relativ einfache Frequenzweiche entstanden, die einen guten Kompromiß zwischen Klang und Bauteileaufwand darstellt.

Aus der B 9281 wird zwar immer noch keine BR-Box, das ist aufgrund der Konzeption und der Lautsprecher auch mit der besten Weiche nicht möglich, jedoch läßt sich ein recht ausgewogenes Klangbild bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Mittenwiedergabe gegenüber der K 13 profiL realisieren.


Veränderter Stromlaufplan