BR 3750 "Konzert"

Die BR 3750 "Konzert" ist die größte Box der 1989 vorgestellten K-Serie vom VEB Statron Fürstenwalde. Sie wurde aus den mit der BR 25 und der BR 50 gewonnenen Erfahrungen vom VEB Musikelektronik Geithain entwickelt. Bei ihr wurden jedoch das Design und die Lautsprecheranordnung gegenüber den Vorgängermodellen deutlich verändert. Auch bei der technischen Konzeption wurde bei der BR 3750 ein neuer Weg gegangen. Als erste Box in der DDR ist sie als Zweieinhalb-Wege-System ausgelegt.

Anders als die recht aufwendig gemachte BR 50 ist die BR 3750 in ihrem technischen Layout wieder näher an die BR 25 angelehnt. Der Hoch- und "Mittelton-"Zweig ist praktisch identisch mit dem Weichenlayout der BR 25, es erfolgte lediglich eine Umdimensionierung aufgrund des 8-Ohm-Lautsprechers. Der zusätzliche "reine" Tieftonlautsprecher ist aufgrund des daraus resultierenden guten Phasenverhaltens des Box identisch aufgebaut, lediglich mit tieferer Grenzfrequenz.

Das Resultat dieser insgesamt gegenüber der BR 50 vereinfachten Konstruktion mit einem Lautsprecher weniger und deutlich weniger aufwendig konstruiertem Gehäuse ist eine wirklich hervorragend klingende Box. Das säulenförmige Gehäuse und das große und lange Baßreflexrohr sind hier sehr gut auf die beiden parallel geschalteten Tieftonlautsprecher abgestimmt, was für die beste Tieftonwiedergabe im Vergleich mit allen anderen BR-Boxen sorgt. Die Mitten- und Hochtonwiedergabe ist praktisch identisch mit der BR 25, also sehr sauber und linear mit einem leichten Einbruch an der Trennfrequenz.

Die mechanische Konstruktion des säulenartig geformten Gehäuses der BR 3750 mit einem Nettovolumen von 17 Litern ist technisch sehr einfach konstruiert. Es ist aus 15 mm starker Faserplatte gefertigt, die Lautsprecher sind in gefrästen Sicken mit Hilfe von speziellen Blech-Formteilen an der Front montiert. Der Baßreflexkanal ist ungewöhnlicherweise rechteckig und aus Pappe gefertigt und ist gegenüber den vorherigen BR-Boxen etwas größer und länger.

Der Tiefton- und Mitteltieftonlautsprecher L 7114 ist die 8-Ohm-Variante des in der BR 25 verbauten L 7102. Dieser ist eine neuentwickelte Eigenkonstruktion des VEB Musikelektronik Geithain weist einige konstruktive Besonderheiten auf. Er besitzt eine sehr weiche Schaumstoffsicke, die große Membranauslenkungen und hohe Anstiegszeiten für die unverzerrte Wiedergabe, z.B. von Paukenschlägen ermöglicht. Dazu bei trägt auch die leichte, aber durch Prägungen trotzdem steife Membran. Die Schwingspule ist für gute Wärmeabfuhr auf einem Aluminiumträger gewickelt, wodurch eine hohe Belastbarkeit von 25 VA gewährleistet werden kann. Der großzügig dimensionierte Antrieb erlaubt eine Impulsbelastbarkeit von 50 Watt.

In der BR 3750 kommt die weiterentwickelte Variante des Tieftonlautsprechers zu Einsatz, dessen Bezeichnung aber identisch blieb. Bei diesem wurden die vorher parallel der Membran zugeführten Litzen nun von zwei Seiten, also gegenüberliegend, montiert. Außerdem wurden die Litzen selbst etwas dicker, was einer längeren Haltbarkeit zugute kommt.

In Verbindung mit dem perfekt auf die technischen Parameter des Tieftonchassis und das Boxenvolumen abgestimmte Baßreflexsystem wird eine untere Grenzfrequenz von 40 Hz erreicht. Dadurch hat die BR 3750 gegenüber anderen, ähnlich großen Lautsprechern im DDR-Boxensortiment eine tiefere untere Grenzfrequenz, eine höhere Kennempfindlichkeit

und realisiert geringere Verzerrungen und ein besseres Impulsübertragungsverhaltung.

Im Hochtonzweig kommt in der BR 3750 der weiterentwickelte 25 mm Kalotten-Hochtonlautsprecher vom Typ L 7104 zum Einsatz, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger nun über eine etwas grober gewebte und somit steifere Gewebemembran verfügt. Er besitzt ebenfalls eine mit 25 Watt hohe Belastbarkeit. Dieser wurde speziell für den Einsatz in der BR 26 konzipiert, da er nicht nur hohe Frequenzen, sondern auch einen großen Teil des wichtigen Mitteltonbereiches bis hinunter auf 2000 Hz abstrahlen muß. Im Vergleich zur sonst eingesetzten Kalotte L 9801 mit Polycarbonat-Membran klingt er etwas weicher, hat aber mit nur 87 dB eine relativ geringe Kennempfindlichkeit. Zusätzlich wurde zur Verbesserung des Abstrahlverhaltens ein Hornansatz, bei der BR 3750 durch das Befestigungsblech, vorgesehen.

Die drei Lautsprecher sind über eine elektrische Frequenzweiche mit einer Flankensteilheit von 12 dB / Oktave für den Tiefton- und Mitteltiefton-, bzw. 18 dB / Oktave für den Hochtonzweig zusammengeschaltet. Die Trennfrequenzen liegen bei 800 und 2000 Hz, wobei der unterste Lautsprecher die Frequenzen von 0 bis 800 Hz, der darüberliegende Lautsprecher von 0 bis 2000 Hz und der Hochtöner im Bereich von 2000 bis 22000 Hz abstrahlt. Im Tiefton- und Mitteltieftonzweig kommen Spulen mit Ferritkern zum Einsatz, im Hochtonzweig MKT -Kondensatoren. Alle Bauteile der Frequenzweiche sind auf einer Platine untergebracht. Weiterhin ist im Hochtonzweig ein Saugkreis vorgesehen, der an der Trennfrequenz den Frequenzverlauf linearisieren soll. Außerdem verfügt der Hochtöner noch über einen Überlastungsschutz in Form eines Kaltleiters (21-Watt-Glühbirne).

Die optische Gestaltung der BR 3750 ist deutlich moderner als das bei den bisherigen BR-Boxen der Fall war. Der westliche Trend einer technisch aussehenden Lautsprecherbox ist deutlich sichtbar in das Design der BR 3750 eingeflossen. Sie besitzt ein eckiges, recht schmales Gehäuse, welches entweder schwarz lackiert oder mit schwarzer Holzdekorfolie beklebt, hergestellt wurde. Die Anordnung der Lautsprecher erfolgt senkrecht übereinander, der Baßreflexkanal befindet sich darunter, etwas nach links versetzt. Die Lautsprecher und das BR-Rohr sind mit schwarz lackierten Formblechen verkleidet, bzw. befestigt. Die Beschriftung der Box erfolgte ausschließlich mit grauem Siebdruck auf den Blechteilen. Vor dem Tiefton- und Mitelltieflautsprecher ist bei BR 3750 ein rundes, schwarzes Metallgitter fest montiert, eine weitere Blende gibt es nicht.

Da die BR 3750 auch in der Wendezeit produziert worden ist, gibt es auch verschiedene Wende-Varianten, bzw. Exportversionen dieser Box. Eine relativ weit verbreitete Variante besitzt eine abnehmbare, vollflächige, schwarze Stoffblende, die mit 4 (ziemlich westlich aussehenden) Plastikstiften an der Box befestigt wird. Diese Variante besitzt weiterhin Kabelanschlußklemmen anstelle eines Kabels, dafür fehlt allerdings das RFT-Logo auf der BR-Blende.

Eine weitere Variante, die nach der Wende von Firma HECO produziert wurde, trägt auf dem Verkleidungsblech des Baßreflexkanals ein großes, grau geschriebenes "HECO"-Logo und sonst keine weitere Beschriftung. Auch diese Variante besitzt eine vollflächige Stoffblende und Kabelanschlußklemmen.

Die BR 3750 "Konzert" wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1989 das erste mal der Öffentlichkeit vorgestellt.


Technische Daten:

Nennbelastbarkeit:

50 W

Höchstbelastbarkeit:

100 W

Nennscheinwiderstand:

4 Ohm

Übertragungsbereich:

40 - 22000 Hz

Trennfrequenzen:

800 Hz ; 2,0 kHz

Kennempfindlichkeit:

87 dB

Betriebsleistung:

7 W

Länge der Anschlußleitung:

4 m

Nettovolumen:

17 l

Abmessungen (B x H x T):

185 x 575 x 240 mm

Masse:

9,6 kg

Preis pro Box:

???,- M


Stromlaufplan


Klang der Box

Aus den Erfahrungen der bereits sehr gut klingenden BR 25 und BR 50 entwickelt, ist natürlich auch der Klang der BR 3750 hervorragend. Obwohl die Konstruktion der Box gegenüber der doch recht aufwendig gemachten BR 50 deutlich vereinfacht wurde, ist die BR 3750 im Vergleich keinesfalls schlechter.

Da der Hochtonzweig praktisch unverändert übernommen wurde, ist auch die Hochtonwiedergabe ist erstklassig in Bezug auf Brillianz und Durchsichtigkeit.
Auch die Wiedergabe der mittleren Frequenzen ist sehr gut, wobei ich hier einen kleinen Klangvorteil für die BR 50 aussprechen möchte, der dadurch zustande kommt, daß die BR 3750 die Mitten über einen der Tieftonlautsprecher abstrahlt. Bei hohen Wiedergabelautstärken werden

aufgrund der daraus resultierenden starken Membranauslenkungen manchmal die Mitten etwas verzerrt wiedergegeben. Bei der BR 50 tritt dieser Effekt aufgrund des abgekapselten Mitteltonlautsprechers nicht auf.
Die größte Verbesserung im Vergleich mit allen anderen BR-Boxen ist jedoch die Tieftonwiedergabe. Als erste BR-Box kann es die 3750 fast mit allen Boxen wie Cascada und K 23 in Bezug auf die Bässe aufnehmen. Das säulenförmige Gehäuse und das große und lange Baßreflexrohr sind hier scheinbar optimal auf die beiden parallel geschalteten Tieftonlautsprecher abgestimmt. Es wird trotz gleichgebliebenem Volumen und gleicher verwendeter Lautsprecher bei erhöhtem Schalldruck eine untere Grenzfrequenz von 40 Hz erzielt.

Die Eindrücke über das Klangbild der Box sind natürlich subjektiv und somit Geschmacksache.


Klangtuning

Nach einigen Versuchen ist nun auch gelungen den Klang der ohnehin schon sehr guten BR 3750 noch ein klein wenig zu verbessern. Man darf von der Änderung allerdings keine Wunder erwarten, da die Meßlatte bei der originalen Weiche schon sehr hoch liegt und somit grobe Änderungen eher den Klang verschlechtern als verbessern.

Die Veränderung dient der Optimierung der Frequenzübernahme zwischen Mittel- und Hochtonbereich. Als Referenz wurde die BR 50 zur Hilfe genommen, da diese aufgrund ihrer "echten" drei Wege in diesem Bereich

etwas sauberer und gleichmäßiger klingt. Es wurde die Trennfrequenz des Mitteltonlautsprechers durch Verringerung des Parallelkondensators von 10 µF auf 6,8 µF etwas nach oben gesetzt und gleichzeitig die Trennfrequenz des Hochtonzweiges durch erhöhen des ersten Reihenkondensators im Hochtonzweig von 10 µF auf 16,8 µF etwas nach unten.
Das bewirkt einen etwas weicheren und gleichmäßigeren Übergang zwischen Mittel- und Hochtöner, den man allerdings nur im direkten Vergleich nachweisen kann.


Veränderter Stromlaufplan