BR 50

Die BR 50 ist eine 3-Wege Baßreflex-Box, die im Energiekombinat Frankfurt/Oder hergestellt wurde. Sie wurde aus den mit der BR 25 gewonnenen Erfahrungen vom VEB Musikelektronik Geithain entwickelt. Gegenüber der BR 25 wurden jedoch einige technische Änderungen vorgenommen, die bei verbessertem Klang eine höhere Kennempfindlichkeit und Belastbarkeit ermöglichen.

Als erstes ist das gegenüber der BR 25 deutlich aufwendiger und hochwertiger gefertigte Gehäuse zu nennen. Es ist aus Spanplatte gefertigt und mit Echtholzfurnier beklebt. An der Frontblende sind für die 4 Lautsprecher und das Baßreflexrohr gefräste Sicken vorhanden. Weiterhin ist zur mechanischen Abkapselung des Mitteltonlautsprecher vom Luftvolumen der Tieftöner zusätzlich ein kleines Spanplattengehäuse in die Box geklebt, auf dem gleichzeitig die Frequenzweiche angeschraubt ist.

Ungewöhnlich ist die Befestigung der einzelnen Lautsprecher in der Box. Sie sind von vorn auf der Schallwand montiert, ohne das Schrauben sichtbar sind. Dazu dienen schwarze Platikformteile, die die Lautsprecher umschließen, deren Membranen aber freilassen, und von hinten in der Box (mit insgesamt 30 ! Schrauben) angeschraubt werden. Aus diesem Grund besitzt die BR 50 eine abnehmbare Rückwand, die von 8 Schrauben gehalten wird und so den Zugang zur Box von hinten ermöglicht.

Um eine Nennbelastbarkeit von 50 Watt zu erreichen, mußten in der BR 50 zwei Tieftonlautsprecher verwendet werden, die elektrisch und akustisch parallel geschaltet wurden. Als Tieftonlautsprecher kommt die 8-Ohm-Variante L 7114 des aus der BR 25 bekannten L 7102 mit den gleichen akustischen Parametern zum Einsatz. Er besitzt eine sehr weiche Schaumstoffsicke, die große Membranauslenkungen und hohe Anstiegszeiten für die unverzerrte Wiedergabe, z.B. von Paukenschlägen ermöglicht. Dazu bei trägt auch die leichte, aber durch Prägungen trotzdem steife Membran. Die Schwingspule ist für gute Wärmeabfuhr auf einem Aluminiumträger gewickelt, wodurch eine hohe Belastbarkeit von 25 VA gewährleistet werden kann. Der großzügig dimensionierte Antrieb erlaubt eine Impulsbelastbarkeit von 50 Watt.

In Verbindung mit dem auf die technischen Parameter der beiden Tieftonchassis und das Boxenvolumen abgestimmte Baßreflexsystem wird eine untere Grenzfrequenz von 45 Hz erreicht. Dadurch hat die BR 50 gegenüber anderen, ähnlich großen Lautsprechern im DDR-Boxensortiment eine tiefere untere Grenzfrequenz, eine höhere Kennempfindlichkeit und realisiert geringere Verzerrungen und ein besseres Impulsübertragungsverhaltung.

Im Mitteltonzweig kommt der akustisch gegenüber dem Grundtyp L 7102 etwas veränderte L 7113 mit 4 Ohm zum Einsatz. Er hat eine etwas kürzere Wicklung, wodurch er einen höhere Kennempfindlichkeit in den mittleren Frequenzen bekommt, was für

die Verwendung als Mitteltonlautsprecher nützlich ist. Er arbeitet in einem kleinen, separaten Volumen, um von den Tieftonlautsprechern akustisch entkoppelt zu sein.

Im Hochtonzweig kommt in der BR 50 der aus der BR 25 bekannte 25 mm Kalotten-Hochtonlautsprecher vom Typ L 7101 zum Einsatz, der über eine getränkte Gewebemembran verfügt. Er besitzt ebenfalls eine mit 25 Watt hohe Belastbarkeit. Dieser wurde speziell für den Einsatz in der BR 25 konzipiert, da er nicht nur hohe Frequenzen, sondern auch einen großen Teil des wichtigen Mitteltonbereiches bis hinunter auf 2600 Hz abstrahlen muß. Im Vergleich zur sonst eingesetzten Kalotte L 9801 mit Polycarbonat-Membran klingt er etwas weicher, hat aber mit nur 87 dB eine relativ geringe Kennempfindlichkeit. Zusätzlich wurde zur Verbesserung des Abstrahlverhaltens ein Hornansatz, bei der BR 50 durch Plastikblende, vorgesehen.

Die drei Lautsprecher sind über eine elektrische Frequenzweiche mit einer Flankensteilheit von 12 dB / Oktave für den Tiefton- und Mittelton-, bzw. 18 dB / Oktave für den Hochtonzweig zusammengeschaltet. Die Trennfrequenzen liegen bei 800 und 2600 Hz. Im Tiefton- und Mitteltonzweig kommen Spulen mit Ferritkern zum Einsatz, im Hochtonzweig ausschließlich MKT-Kondensatoren. Alle Bauteile der Frequenzweiche sind auf einer Platine untergebracht. Außerdem verfügt der Hochtöner noch über einen Überlastungsschutz in Form eines Kaltleiters (21-Watt-Glühbirne).

Die optische Gestaltung der BR 50 ist sehr eigenwillig und eher auf akustische als auf optische Gesichtspunkte zurückzuführen. Als große Regalbox ausgeführt, ist das Gehäuse nicht sehr tief, besitzt aber eine recht große Schallwand. Die Front wirkt durch die Plastikformteile und die etwas abgesetzte Frontplatte sehr plastisch. Die Beschriftung der Box erfolgte mit grauem und grünem Siebdruck auf den Plastikteilen. Die Membranen der Box sind nicht durch Gitter o.ä. geschützt, eine zusätzliche Frontblende gibt es nicht.
Sehr hochwertig wirken das auf Aluminium geätzte Typenschild der Box und das mit Echtholzfurnier Esche beklebte Gehäuse. Es ist bei fast allen hergestellten BR 50 schwarz gefärbt, lediglich einige Boxen wurden in Esche hell hergestellt.

Da die BR 50 auch in der Wendezeit produziert worden ist, gibt es auch verschiedene Wende-Varianten, bzw. Exportversionen dieser Box. Eine Variante besitzt eine abnehmbare, vollflächige, schwarze Stoffblende, die mit 4 (ziemlich westlich aussehenden) Plastikstiften an der Box befestigt wird.
Weitere Varianten besitzen z.B. Kabelanschlußklemmen anstelle des Kabels, oder eine andere Beschriftung (z.B. "enko" für Energiekombinat).

Die BR 50 wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1987 das erste mal der Öffentlichkeit vorgestellt.


Technische Daten:

Nennbelastbarkeit:

50 W

Höchstbelastbarkeit:

80 W

Nennscheinwiderstand:

4 Ohm

Übertragungsbereich:

45 - 22000 Hz

Trennfrequenzen:

800 Hz ; 2,6 kHz

Kennempfindlichkeit:

88 dB

Betriebsleistung:

6 W

Länge der Anschlußleitung:

4 m

Nettovolumen:

17 l

Abmessungen (B x H x T):

330 x 445 x 204 mm

Masse:

11,5 kg

Preis pro Box:

550,- M


Stromlaufplan

Übertragungskurve

Klang der Box

Da die BR 50 mit den Erfahrungen der bereits sehr gut klingenden BR 25 entwickelt wurde, ist natürlich auch deren Klang hervorragend. Die aufwendige Konstruktion der Box mit Baßreflex-System und die Anwendung des 3-Wege-Prinzips sorgen für ein noch etwas frischeres Klangbild. Zusätzlich besitzt die Box einen höheren Schalldruck als alle anderen in der DDR hergestellten Boxen, was im direkten A-B-Vergleich ohne Pegelanpassung subjektiv immer ein Pluspunkt ist. Die Baßwiedergabe ist straff und impulstreu und ohne störende Überhöhung im Bereich von 100 Hz, wenngleich auch insgesamt nicht sonderlich tiefreichend. Die Wiedergabe der mittleren Frequenzen ist sehr klar und ausgewogen und wirkt fast schon ein wenig überzeichnet. Auch die hohen Frequenzen klingen sehr gut in Bezug auf Brillianz und Durchsichtigkeit.
Insgesamt ist die BR 50 klanglich einer der besten, wenn nicht die beste in der DDR hergestellte Lautsprecherbox.

Die Eindrücke über das Klangbild der Box sind natürlich subjektiv und somit Geschmacksache.


Klangtuning

Nach vielen Versuchen und Hörvergleichen haben wir festgestellt, daß sich mit Veränderungen an der Frequenzweiche keine Klangverbesserungen mehr erreichen lassen.