K 35 profiL

Die 2-Wege HiFi-Baßreflexbox K 35 profiL stellt die hochwertigste vom VEB Gerätebau Limbach produzierte Box dar. Die in der Box eingesetzten Lautsprecher für den Hoch- und Tieftonbereich sind zwar bereits seit vielen Jahren im Sortiment, jedoch entstand durch das große Gehäuse und die neu konstruierte Frequenzweiche eine neue, moderne Lautsprecherbox. Aufgrund der technischen Ähnlichkeiten erfolgt die Beschreibung zum Teil mit dem Text der K 23 profiL.

Die K 35 ist als Standbox konzipiert, ihr Gehäuse hat ein Nettovolumen von 34 Litern und ist aus Spanplatte gefertigt. Die 4 Längskanten des Gehäuses sind abgeschrägt und dafür innen mit Holzleisten verstärkt. Die Anordnung der Lautsprecher wurde im Vergleich zur K 23 geändert. Diese sind nun übereinander mittig der Schallwand angeordnet, das Baßreflexrohr etwas rechts darunter. Der Tieftonlautsprecher ist in einer eingfrästen Sicke, der Hochtöner auf einer ca. 8 mm dicken Spanplattenunterlage auf die Front der Box geschraubt.

Abgedeckt wird das ganze durch eine der Box fest zugeordneten Frontblende, die mit 4 Schrauben befestigt wird. Sie besteht aus ca. 10 mm starker MDF-Platte und verkleidet den mittleren Teil der Front der Box. Die Blende hat die Abmessungen der Blende der K 23 und läßt so oben und unten ca. 15 cm des Gehäuses frei. Desweiteren sind das Baßreflexrohr an der Frontblende angeschraubt und die Lautsprechergitter aus schwarz lackiertem Drahtgewebe befestigt.

Als Tieftonlautsprecher kommt der L 2926, eine leicht überarbeitete Version des bewährten L 2921 vom VEB Elektroakustik Leipzig zum Einsatz. Er ist durch seine Weiche Aufhängung, die verstärkte Membran und die relativ hohe schwingende Masse speziell für den Einsatz in kleinen, geschlossenen Volumina von ca. 10 Litern ausgelegt und erreicht darin eine untere Grenzfrequenz von 50 Hz. Der Einsatz dieses Lautsprechers in einer deutlich größeren Baßreflexbox sorgt für eine tiefreichende Baßwiedergabe bei gleichzeitig hohem Kennschalldruck.

Desweiteren ist er mit einer Nennbelastbarkeit von 40 VA der leistungsstärkste Lautsprecher von RFT für den Einsatz in Heim-Lautsprecherboxen. Die Belastbarkeit wurde durch einen Schwingspulenträger aus Aluminium und elastisch verstärkte Anschlußlitzen beim L 2926 weiter erhöht. Dadurch können auch leistungsstarke Verstärker angeschlossen werden,

womit höhere Leistungsreserven zur verzerrungsfreien Wiedergabe von Lautstärkespitzen zur Verfügung stehen.

Für die Wiedergabe der hohen Frequenzen kommt in der K 35 der neuere Kalottenhochtonlautsprecher L 9806 vom VEB Elektroakustik Leipzig zum Einsatz. Er ist mit 25 Watt sehr hoch belastbar und kann aufgrund der kleinen und leichten Membran die hohen Frequenzen sauber und detailgetreu wiedergeben. Außerdem wird durch die kuppelförmige Membran eine gute räumliche Schallverteilung und eine verringerte Bündelung der hohen Frequenzen erreicht.

Beide Lautsprecher sind über eine elektrische Frequenzweiche mit einer Flankensteilheit von 12, bzw. 18 dB / Oktave zusammengeschaltet. Die Frequenzweiche hat als schaltungstechinsche Besonderheit eine schaltbare, zweistufige Mittenabsenkung. Es sind drei Schalterstellungen "linear", "transparent" und "high-low presence" vorhanden. Die erste Stellung ist "linear". In der zweiten Schalterstellung "transparent" werden die Mitten um 2 dB abgesenkt, in der dritten Stellung "high-low presence" um 4 dB. Die Absenkung erfolgt im Frequenzbereich von 1000 bis 2500 Hz. Erwähnenswert ist noch die ausgezeichnete Verarbeitungsqualität der Frequenzweiche. Die Schaltung ist auf eine Platine gelötet, die drei Spulen sind auf Ferritkerne gewickelt und mit Wachs vergossen, als Kondensatoren kommen ausschließlich verlustarme MKT-Folienkondensatoren zum Einsatz.

Die optische Gestaltung der K 35 profiL ist eigenwillig, technisch orientiert und stellt in dieser Form eine Neuheit in der DDR dar. Laut Messebericht wurde die Box in den Farbkombinationen (Gehäuse - Blende): schwarz - braun, anthrazit - silber, schwarz - anthrazit angeboten. Es gibt jedoch unserem Erkenntnisstand nach nur eine Gestaltungsvariante der Box. Das Gehäuse mit seinen markant angeschrägten Kanten ist mit grün-brauner Dekorfolie beklebt. Die Blende ist anthrazit, die plastisch geformten, runden Drahtgewebeabdeckungen für die Lautsprecher schwarz lackiert. Da die Box nur in vertikaler Aufstellung betrieben werden soll, ist die Beschriftung aus weißem Siebdruck nicht wie bei der K 23 um 45° gedreht. Eine weitere Besonderheit ist, daß an allen Seiten des Gehäuses je 4 Plastikfüße montiert sind. Diese haben neben gestalterischen Aspekten auch eine Schutzfunktion vor Kratzern am Gehäuse.

Die K 35 profiL wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1987 das erste mal der Öffentlichkeit vorgestellt.


Technische Daten:

Nennbelastbarkeit:

50 W

Höchstbelastbarkeit:

100 W

Nennscheinwiderstand:

4 Ohm

Übertragungsbereich:

40 - 22000 Hz

Trennfrequenz:

2,0 kHz

Kennempfindlichkeit:

86 dB

Betriebsleistung:

9 W

Länge der Anschlußleitung:

4 m

Nettovolumen:

34 l

Abmessungen (B x H x T):

340 x 650 x 235 mm

Masse:

ca. 13,0 kg

Preis pro Box:

485,- M


Stromlaufplan


Klang der Box

Klanglich zählt die K 35 "profil" ist klanglich eine der besten DDR-Lautsprecherboxen, besonders durch die sehr kräftige Tieftonwiedergabe. Obwohl die beiden verwendeten Lautspecher von ihrer Entwicklung damals schon ca. 9 Jahre alt waren, ist das von K 35 erzeugte Klangbild absolut wirklich sehr gut. Das spricht für die sehr gute Qualität der beiden Lautspecher, die bis dahin leider in keiner anderen Lautsprecherbox richtig zur Geltung kam.

Die Tieftonwiedergabe ist druckvoll, sehr tiefreichend und konturiert. Dazu neigt die Box nicht zum Dröhnen um 100 Hz, wie das z.B. bei den geschlossen 10l-Boxen der Fall ist, was die Baßwiedergabe generell angenehmer macht. Trotz der nur zwei verwendeten Lautsprecher und des großen Tieftöners ist die Wiedergabe der mittleren Frequenzen vom Pegel her vollkommen in Ordnung. Das liegt primär daran, daß der Tieftöner trotz seiner Größe für eine gute Mittenwiedergabe bis ca. 3 kHz sorgt.

Lediglich bei hohen Pegeln werden durch die starken Membranauslenkungen die Mitten etwas unsauber. Die Wiedergabe der mittleren Frequenzen ist aber nicht ganz so gut wie bei der K 23 mit der gleichen Lautsprecherbestückung und ähnlich dimensionierter Frequenzweiche. Ein Blick in den Stromlaufplan erklärt diesen Höreindruck. Das für die Umschaltung erforderliche Netzwerk ist vor den Tieftöner geschaltet und bei jeder Schalterstellung, auch "linear", wirksam. Die eigentlichen Weichenzweige für den Hoch- und Tieftonbereich sind identisch mit denen der K 23, jedoch durchläuft das Signal für den Tieftonzweig immer einen Teil der Weichenumschaltung,

was für eine Veränderung des Klangbildes auch in der Schalterstellung "linear" sorgt. Dadurch werden die Mitten etwas verwaschen und die Ortung ist nicht mehr so präzise.

Generell ist die Klangumschaltung für meinen Geschmack etwas unglücklich dimensioniert. Die Beschreibung bezeichnet eine Mittenabsenkung um wahleise 2 oder 4 dB im Frequenzbereich 1000 - 2500 Hz, der Klangeindruck ist aber meiner Meinung ein anderer. In der Stellung "transparent" werden die hochfrequenteren Mittenanteile gefiltert, in der Stellung "high-low-presence" die tieffrequenteren Mitten. In beiden Fällen ergibt sich aber ein nicht allzu ausgewogenes Klangbild, da nur ein kleiner, spezieller Frequenzbereich von der Schaltung beeinflußt wird.

Ich bin im Übrigen auch der Meinung, daß die in den technischen Daten angegebene Trennfrequenz von 2 kHz nicht stimmt. Sie liegt meiner Meinung nach bei ca. 3 kHz, nachgemessen habe ich es jedoch nicht.

Im Hochtonbereich macht die K 35 jedoch eine gute Figur. Sie klingt sauber und brilliant und ist in den höchsten Frequenzen sogar den BR-Kalotten klanglich überlegen. Dabei neigt die verwendete Polycarbonatmembran jedoch etwas zum Zischen gegenüber den weicher klingenden Gewebemembranen der BR-Boxen.

Alles in allem zählt jedoch die K 35 "profil" mit zu den besten in der DDR hergestellten Boxen und erzeugt ohne einen direkten Vergleich ein sehr gutes und sauberes Klangbild. Ihr Klang nicht jedoch nicht so "weich" und angenehm wie der einer BR-Box.

Die Eindrücke über das Klangbild der Box sind natürlich subjektiv und somit Geschmacksache.


Klangtuning

Die K 23 profiL klingt mit ihrer originalen Frequenzweiche schon recht gut. Die K 35 besitzt identische Weichenzweige besitzt und ihr Klangbild wird nur durch die dem Tiefpaß vorgeschaltete schaltbare Mittenabsenkung verschlechtert. Daher habe ich die Optimierung im Netzwerk für die Klangumschaltung vorgenommen. Es ist bestimmt noch eine Verbesserung durch Optimierung den Weichenzweige möglich, das habe ich allerdings noch nicht ausprobiert.

Wie der Umbau schaltungstechnisch vorgenommen wurde, ist auf dem Schaltbild zu erkennen. Schalterstellung "linear" überbrückt nun das gesamte Netzwerk und sorgt dafür, daß die K 35 in den Mitten wie die K 23 klingt.

Für die Stellung "transparent" ist weiteres Kabel zum Schalter zu legen. Ansonsten ist die Schaltung nach Schaltplan entsprechend umzudimensionieren.

Das Ergebnis ist eine deutlich verbesserte und klarere Wiedergabe der mittleren Frequenzen in der Schalterstellung "linear". In den beiden anderen Schalterstellungen erhält man nun eine recht breitbandige Absenkung der Mitten in 2 Stufen. Ob es nun 2 und 4 dB kann ich nicht sagen, es ist auf alle Fälle deutlich zu hören. Auch die Inhomogenität der originalen Umschaltmöglichkeit ist nun nicht mehr vorhanden. Über Sinn oder Unsinn einer solchen Schaltung, gerade in einer 2-Wege-Box ohne Mitteltöner, läßt sich freilich streiten, ein nettes Spielzeug ist es aber dennoch.


Veränderter Stromlaufplan