B 9331 "Carina"

Mit der B 9331 "Carina" stellte der VEB "Albert Norden" in Leipzig die zweite Box der mit der "Merkur" begonnenen Lautsprecherboxenfamilie vor. Sie ist damit ein weiterer Bestandteil einer neuen, optisch moderner gestalteten Generation von Lautsprecherboxen. Es handelt sich bei der "Carina" um eine 3-Wege-Kompakt-Box mit einem Volumen von 12,5 Litern.

Die mechanische Konstruktion des Gehäuses weist keine Besonderheiten auf. Es ist aus 15 mm starker Faserplatte gefertigt, der Tiefton- und der Mitteltonlautsprecher sind in einer gefrästen Sicke auf einer Gummiunterlage an der Front montiert, der Hochtöner auf einen Filzring direkt auf die Front geschraubt. Tief- und Mitteltöner sind mit M4-Kreuzschlitzschrauben, die in Dübel eingeschraubt sind, befestigt. Die drei Lautsprecher sind senkrecht übereinander angeordnet.
Die Gestaltung der abnehmbaren, vollflächigen Frontblende wurde von der "Merkur" übernommen und deckt die drei Lautsprecher mit eckigem Drahtgewebe ab. Da die Blende mit einem Hornansatz vor dem Kalottenhochtöner funktionsbestimmend wirksam ist, ist ein Betrieb der Box ohne Blende nicht vorgesehen.

Als Tieftonlautsprecher kommt der aus der "Corona" bekannte L 2621 mit einer Belastbarkeit von 40 VA und einem Korbdurchmesser von 16 cm vom VEB Elektroakustik Leipzig zum Einsatz. Durch den Einsatz dieses Lautsprechers in der 12,5 Liter großen "Carina" wird eine ähnliche Baßwiedergabe wie in der "Corona" erreicht. Er sorgt für eine tiefere untere Grenzfrequenz und eine geringere Schalldrucküberhöhung im Bereich von 100 Hz gegenüber dem sonst verwendeten L 2921 in ähnlich großen, geschlossenen Gehäusen. Nachteilig ist jedoch die geringere Kennempfindlichkeit des Lautsprechers, weshalb man für den Betrieb einen leistungsfähigen Verstärker benötigt.

Für den Mitteltonbereich wird in der "Carina" der neuentwickelte Typ L 2461 eingesetzt. Es handelt sich bei ihm um einen Breitbandlautsprecher mit einem Korbdurchmesser von 125 mm, Schaumstoffsicke und Hochtonkegel. Dieser zeichnet sich durch eine hohe Belastbarkeit von 20 VA und einen breiten, gleichmäßigen Frequenzverlauf aus. Da er keinen geschlossen Korb besitzt, wird er in der Box in einem recht großen, von innen bedämpften Blechtopf montiert, um vom Volumen des Tieftöners abgekoppelt zu sein.

Für die Wiedergabe der hohen Frequenzen findet in der "Carina" der aus der "Merkur" bekannte

Kalottenhochtonlautsprecher L 9806 vom VEB Elektroakustik Leipzig Verwendung. Bei ihm handelt es sich um eine Weiterentwicklung des bekannten L 9801, jedoch mit einer erhöhten Belastbarkeit von nun 25 VA. Alle anderen akustischen Eigenschaften blieben nahezu unverändert. Diese Hochtonkalotte mit Polycarbonat-Membran zeichnet durch einen gleichmäßigen und weitreichenden Frequenzgang, sowie eine hohe Kennempfindlichkeit aus.
Die Vorteile einer Hochtonkalotte sind, daß aufgrund der gegenüber Konushochtönern kleineren und somit leichteren Membran die hohen Frequenzen besser und detailgetreuer wiedergeben. Außerdem wird durch die kuppelförmige Membran eine bessere räumliche Schallverteilung und eine verringerte Bündelung der hohen Frequenzen erreicht.

Die drei Lautsprecher sind über eine elektrische Frequenzweiche mit einer Flankensteilheit von 12 dB / Oktave zusammengeschaltet, die Trennfrequenzen liegen bei 1200 Hz und 3800 Hz. Sämtliche Bauteile der Weiche sind auf einer Platine untergebracht, schaltungstechnische Besonderheiten gibt es keine. Die Spule für den Tieftonzweig ist auf einen Ferritkern gewickelt, was Platz und Kupfer spart.

Die optische Gestaltung der "Carina" ist technisch gehalten, betont den funktionellen Charakter der Box und setzt die mit der "Merkur" begonnene Gestaltungslinie fort. Das Gehäuse der "Carina" ist eckig, die Frontblende an der Oberkante leicht angeschrägt. Unseres Wissens nach ist die Box in den Farbvarianten für Gehäuse und Front in: braun-braun, braun-silber, schwarz-silber und schwarz-schwarz lackiert angeboten worden. Das Drahtgewebe an der Front ist bei der braunen Variante ebenfalls braun lackiert, bei der silbernen und schwarzen Frontblende schwarz. Die Beschriftung der Box erfolgte mit weißem, bzw. schwarzem Siebdruck.

Nach der Wende wurde die NewLine 120 als Nachfolger der "Carina" weiter produziert. Sie blieb technisch bis auf eine erhöhte Belastbarkeit (die eher auf "westliche" Übertreibung als auf Weiterentwicklung zurückzuführen ist) weitgehend unverändert. Optisch wurde die Box jedoch völlig überarbeitet. Sie hatte nun ein mit schwarzer Holzdekor-Folie beklebtes Gehäuse und eine vollflächige, abnehmbare Stoffblende an deren oberen Ende der Name der Box auf einer Verkleidung aus Plastik mit goldener Schrift aufgedruckt war.

Die B 9331 "Carina" wurde auf der Leipziger Herbstmesse 1986 das erste mal der Öffentlichkeit vorgestellt.


Technische Daten:

Nennbelastbarkeit:

50 W

Höchstbelastbarkeit:

75 W

Nennscheinwiderstand:

4 Ohm

Übertragungsbereich:

50 - 20000 Hz

Trennfrequenz:

1,2 kHz; 3,8 kHz

Kennempfindlichkeit:

84 dB

Betriebsleistung:

14 W

Länge der Anschlußleitung:

3 m

Nettovolumen:

12,5 l

Abmessungen (B x H x T):

210 x 470 x 220 mm

Masse:

8,5 kg

Preis pro Box:

405,- M


Stromlaufplan

Übertragungskurve


Klang der Box

Auch die "Carina" ist klanglich im Vergleich mit anderen hochwertigen DDR-HiFi-Lautsprecherboxen wie z.B. der BR 25 etwas schlechter. Sie benötigt aufgrund ihres recht dürftigen Wirkungsgrades auch einen kräftigen Verstärker für etwas gehobenen Pegel.
Sie hat zwar aufgrund ihres größeren Volumens eine bessere Baßwiedergabe als die "Merkur", jedoch sind die Bässe nicht so tief und sauber wie bei einer Baßreflexbox. Im Mittenbereich klingt sie voller und etwas lauter, aber nicht wirklich besser als die "Merkur", dafür insgesamt aber etwas aufdringlicher und unausgewogener.
Die Hochtonwiedergabe ist nicht so schlecht, leider aber etwas zu leise im Vergleich zum Rest, wodurch die "Carina" ein wenig dumpf klingt.

Im Großen und Ganzen klingt die Box nicht so schlecht, jedoch fehlt es ihr über den gesamten Frequenzbereich etwas an Brillianz und Durchsichtigkeit. Die generelle Klangtendenz ist etwas unausgewogen hinsichtlich des etwas zu laut spielenden Mitteltöners. Insgesamt ist der klangliche Unterschied zwischen der "Merkur" und der "Carina" ist zum Beispiel nicht so groß, wie der Unterschied zwischen der "Carina" und der BR 25.


Die Eindrücke über das Klangbild der Box sind natürlich subjektiv und somit Geschmacksache.


Klangtuning

Wir haben uns noch nicht mit der Überarbeitung der "Carina"-Frequenzweiche beschäftigt, jedoch dürfte wie auch bei der "Merkur" eine leichte Verringerung des Reihenwiderstandes vor dem Hochtonlautsprecher zu einer etwas verbesserten Hochtonwiedergabe führen.