SK 3900
Da das SK 3900 technisch gesehen zu 100 Prozent dem SK 3000 entspricht, erfolgt die Gerätebeschreibung mit dem Text des SK 3000.
Das Kassettendeck SK 3900 ist ein HiFi-Gerät, das eine technische Neuheit in der DDR darstellte. Es hatte als erstes Kassettengerät der DDR ein Zweimotorenlaufwerk dessen Funktionen voll elektronisch über Tiptasten gesteuert werden.
Bei dem Zweimotorenkonzept des Laufwerkes treibt, nach Einschlten des Gerätes, der Tonwellenmotor über einen Flachriemen ständig die Schwungmasse und damit die Tonwelle an. Der zweite Motor
dient als Antrieb für die Wickel und realisiert so alle notwendigen Gebrauchswerte und einen Teil der Laufwerksfunktionen. Zusätzlich übernimmt ein elektronisch gesteuerter Hubmagnet, welcher
direkt mit der Kopfträgerplatte verbunden ist, weitere mechanische Funktionen.
So ergeben sich die Standardfunktionen: Stop, schneller Vor- und Rücklauf, wiedergabe, Aufnahme und Pause. Zusätzlich entstehen bei laufender Wiedergabe und dann betätigtem Vor- oder
Rückspulen die Funktion "Cue" und "Review", die ein Mithören beim Spulen ermöglichen. Weiterhin ist die Funktion "Rec-Mut" vorgesehen, die bei laufender Aufnahme das NF-Eingangssignal für die
Zeit des Drückens der Taste stummschaltet und somit künstliche Pausen einfügt.
Der HauptVorteil des Zweimotorenprinzips liegt in dem sehr gleichmäßig laufenden Antrieb, da dieser ausschließlich von einem eigenen Motor realisiert wird. Dieser Tonwellenmotor ist ein
Gleichstrommotor, der über einen Regelteil angesteuert und stabilisiert wird und somit eine möglichst konstante Drehzahl der Tonwelle gewährleistet.
Der integierte Schaltkreis U 705 übernimmt mit Hilfe der erstmals verwendeten, elektronischen Tiptasten die Steuerung der Laufwerksfunktionen und schließt zusätzlich Fehlbedienungen durch den
Benutzer aus. Die Funktionen Aufnahme, Wiedergabe und Pause wird mit Hilfe von je einer farbigen LED optisch signalisiert.
Das SK 3900 verfügt über getrennte Aufnahme- und Wiedergabeverstärker. Diese werden wahlweise über ein Relais an die Anschlüsse des Tonkopfes (X2C70) geschaltet. Der jeweils nicht benutzte
Verstärker liegt an Masse. Die Bandsortenwahl, auch für Aufnahme und Wiedergabe wirksam, erfolgt mit Hilfe eines Drehschalters.
Zusätzlich kommt für die Aufnahme und Wiedergabe ein schaltbares Rauschminderungssystem RMS zum Einsatz, welches das Bandrauschen verringern und damit den Fremdspannungsabstand erhöhen soll.
Es ist kompatibel mit dem Dolby-B-System und arbeitet auch nach dem gleichen Wirksystem. Leise Frequenzen ab ca. 1 kHz werden bei der Aufnahme verstärkt und somit lauter gegenüber dem Rauschen
aufgezeichnet. Bei der Wiedergabe erfolgt eine gleichgroße Abschwächung dieser Frequenzen um die Originaldynamik wieder herzustellen. Da durch die Abschwächung aber nicht nur die hohen Frequenzen,
sondern auch das Rauschen mit abgeschwächt wird, erhöht sich der Fremdspannungabstand um ca. 6 dB.
Desweiteren kommt erstmals an einem Kassettendeck in der DDR eine Aussteuerungsanzeige in Form einer LED-Kette anstelle von Drehspulinstrumenten zum Einsatz. Diese besitzt zweimal 12 rechteckige
LED's in den Farben grün, gelb und rot. Aufgrund der verzögerungsfrei anzeigenden LED's wird in Verbindung mit der Anordnung und Farbgebung der Anzeige eine gute Ablesegenauigkeit erreicht.
Die sieben grünen LED's stehen für Untersteuerung, die drei gelben für die richtige Aussteuerung und die zwei roten für Übersteuerung. Angesteuert werden diese mit je einem IS A 277. Die
Einstellung des Aufnahmepegel erfolgt mit einem selbsthemmenden Tandempotentiometer für beide Kanäle gleichzeitig, durch Verdrehen beider Knopfteile gegeneinander kann die Aufnahmebalance
verändert werden.
Weitere Ausstattungsmerkmale des SK 3900 sind ein dreistelliges, mechanisches Bandzählwerk mit schaltbarer Memory-Funktion, sowie ein viskosegedämpftes Kassettenfach. Zusätzlich zum Rundfunk/Verstärker-Anschluß an der Geräterückseite ist an der Front eine Anschlußbuchse für ein Stereo-Mikrofon oder einen Plattenspieler ohne Vorverstärker vorgesehen.
Das Gerätesystem S 3900 ist eine Designvariante der S 3000, die in der Breite an den DDR-Standard mit 39 cm. Dazu wurden rechts und links das Chassis knapp 5 cm breite Verbreiterungen angeschraubt
und die Frontblende darauf angepaßt. Unter jedem S 3900-Gerät steckt also eine vollständige S 3000-Komponente, abgesehen von der Frontblende und dem Abdeckblech.
Die S 3900-Anlagen wurden mit braun lackierten Frontblenden und Gehäusen, vollverchromten Tasten, silbernen Drehknöpfen und mit weißem Siebdruck in englischer Sprache bedruckt verkauft. Ich habe jedoch schon eine
S 3900-Anlage in Silber gesehen, was jedoch auch ein Entwicklungsmuster gewesen sein kann.
Die Anlage wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1984 das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.
Technische Daten:
Betriebsspannung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 V, 50 Hz
Leistungsaufnahme:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 W
Arbeitsgeschwindigkeit:. . . . . . . . . . . . . . . . . 4,76 cm/s
Abweichung von der Sollgeschwindigkeit:. . < 1,5 %
Gleichlauffehler: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . < 0,18 %
Ansprechzeit der Bandendabschaltung: . . . . < 1,5 s
Umspulzeit für K60: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . < 150 s
Klirrfaktor bei Normausteuerung:. . . . . . . . . < 3 %
Übertragungsbereich Fe: . . . . . . . . . . . . . . . . 40...12500 Hz
Übertragungsbereich Cr: . . . . . . . . . . . . . . . . 40...14000 Hz
Fremdspannungsabstand ohne RMS: . . . . . . > 54 dB
Fremdspannungsabstand mit RMS:. . . . . . . . > 60 dB
Übersprechdämpfung bei 1 kHz: . . . . . . . . . . > 34 dB
Nebenspurdämpfung bei 1 kHz: . . . . . . . . . . . > 70 dB
Eingangsspannungsbereich:. . . . . . . . . . . . . . 0,1...1,5 V
Ausgangsspannung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 mV
Maße B x H x T: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 x 123 x 260 mm
Gewicht:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,5 kg
Preis: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1680,- M