Carat S

Beim Carat S handelt es sich um ein Stereo-Steuergerät der HiFi-Klasse. Es stellte damals eine technische Neuheit in der DDR dar, da erstmals ein Großteil der Schaltungstechnik mit integrierten Schaltkreisen aufgebaut wurde. Desweiteren ist zum ersten Mal die gesamte Schaltung des Gerätes zur Verbesserung der Servicefreundlichkeit vollständig mit auf steckbaren Modulen untergebracht.

Das Gerät empfängt in den Wellenbereichen LW, MW, KW und UKW, der jeweils gewählte Empfangsbereich wird durch eine LED neben der Hauptskala angezeigt. Der im Carat S verwendete UKW-Tuner bietet im Vergleich zu vorherigen Geräten verbesserte Empfangseigenschaften und ist erstmals mit einem Stereodekoder in PLL-Technik ausgerüstet, der eine zuverlässigere Funktion und geringeren Bauelementeaufwand in sich vereint. Zusätzlich zur Hauptskala sind sieben Senderspeicher für den UKW-Bereich vorhanden die über Berührungstasten aktiviert werden können. Nach dem Einschalten des Gerätes ist automatisch Senderplatz 7 gewählt, Platz 0 ist Hauptskala. Die Programmierung der Speicher wird durch ein Drehspulinstrument zur Anzeige der Amstimmfrequenz erleichtert. Weiterhin besitzt das Gerät eine abschaltbare Mutingschaltung zur Unterdrückung des Zwischensenderrauschens, eine AFC, sowie ein weiteres Drehspulinstrument als Feldstärkeanzeige.

Auch der Verstärkerteil des Carat S weist einige Neuerungen im Vergleich zu vorherigen Geräten auf. Erstmals wird im Vorverstärker die Lautstärke- und Klangregelung mit Hilfe der integrierten Schaltkreise A 273 und A 274 realisiert. Diese gleichspannungsgesteuerte Variante der Klangregelung bietet die Vorteile, daß Tandempotentiometer entfallen können und das Knacken und Kratzen durch Verschmutzungen nicht mehr auftreten können.
Auch der Endverstärker unterscheidet sich deutlich von vorherigen Modellen. In ihm kommen erstmals die Leistungs-IC's MDA 2020 mit einer Sinusausgangsleistung von 15 Watt anstelle einer Transistorendstufe zum Einsatz, wodurch die Anzahl der Bauelemente deutlich verringert werden konnte. Durch die Verwendung einer symmetrischen Versorgungsspannung der Endstufen kann auf einen Auskoppelelko verzichtet werden. Zusätzlich verfügt das Gerät über eine Schutzschaltung für eventuell auftretende Kurzschlüsse am Lautsprecherausgang, sowie auftrende Endstufendefekte. Außerdem beinhaltet die Schaltung eine Einschaltverzögerung für die Lautsprecher um Knackgeräusche zu unterdrücken.
Weiterhin besitzt der Carat S:

-Anschlußbuchsen für TA und TB

-2 zusätzliche Lautsprecheranschlüsse zur Wiedergabe von Pseudoquadro

-abschaltbare, gehörrichtige Lautstärkeregelung

-schaltbaren Rumpelfilter

-Kopfhörerbuchse

Die optische Gestaltung des Carat S weist keine Besonderheiten auf, vielmehr wird es durch eine klare, übersichtliche und sachliche Erscheinung geprägt. Das Holzgehäuse besitzt runde Kanten und ist furniert, die schwarze Frontplatte ist aus Plastik. Die grün beleuchtete Hauptskala ist großflächig und übersichtlich, der Abstimmknopf ist ungewöhnlicherweise eine Art große, waagerecht liegende Rolle, die Einstellregler für die Senderspeicher liegen hinter einer Klappe.

Später wurde eine neuartige Variante des Carat S vorgestellt, der Carat IR. Er stellt den ersten fernbedienbaren HiFi-Heimempfänger in der DDR dar. Mit der Infrarot-Fernbedienung Selectron 01, die auch schon bei einigen Fernsehgeräten Verwendung findet, werden folgende Funktionen realisiert:

-Wahl der 8 Programmplätze

-Ein / Aus

-Ton aus

-Mittelwerteinstellung

-Lautstärke

-Tiefen und Höhen

-Balance

-Umschaltung zwischen Mono und Stereo

Diese Neuerung machte auf der linken Seite des Gerätes einen Anbau erforderlich, durch den sich die Breite des Carat IR auf 700 mm erhöhte. Ob das Gerät in Serie produziert worden ist, weiß ich leider nicht.

Der Carat S wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1978, der Carat IR auf der Leipziger Herbstmesse 1981 das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.

Technische Daten:

Betriebsspannung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 V, 50 Hz

Leistungsaufnahme: . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 W

Wellenbereich LW: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150...285 kHz

Wellenbereich MW:. . . . . . . . . . . . . . . . . . 520...1605 kHz

Wellenbereich KW: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,9...7,35 MHz

Wellenbereich UKW:. . . . . . . . . . . . . . . . . 87,5...104 MHz

AM-Teil

Empfindlichkeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 µV

Trennschärfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 dB

Obere Grenzfrequenz: . . . . . . . . . . . . . . . . 2,5 kHz

ZF-Störverhältnis:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 dB

FM-Teil

Empfindlichkeit mono: . . . . . . . . . . . . . . . 2,75 µV

Trennschärfe:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 dB

Obere Grenzfrequenz: . . . . . . . . . . . . . . . . 16 kHz

Fremdspannungsabstand: . . . . . . . . . . . . . 54 dB

ZF-Störverhältnis:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 dB

Übersprechdämpfung bei 1 kHz:. . . . . . . . 30 dB

NF-Teil

Sinusausgangsleistung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 15 W bei k = 0,7 %

Klirrfaktor bei f = 1000 Hz ; 10 W: . . . . . . . . . . . . 0,5 %

Übertragungsbereich:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 - 20000 Hz

Fremdspannungsabstand bei 25 W:. . . . . . . . . . . . > 60 dB

Übersprechdämpfung bei 1 kHz: . . . . . . . . . . . . . . > 40 dB

Einstellbereich "Tiefen" bei f = 40 Hz:. . . . . . . . . +/- 15 dB

Einstellbereich "Höhen" bei f = 15 kHz:. . . . . . . . +/- 15 dB

Einstellbereich "Balance": . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 dB


Maße B x H x T: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 x 108 x 300 mm

Gewicht:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8,5 kg

Preis: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1950,- M