RK 90 sensit cubus IR
Der RK 90 sensit cubus IR stellt in jeder Hinsicht ein absolutes Novum im Angebot der DDR-Heimelektronik dar. Sowohl das Design als auch die technische
Konzeption und Ausstattung sind die absolute Krönung im Bereich der HiFi-Steuergeräte.
Als erstes muß hier erwähnt werden, daß das Gerät über ein Entwicklungsstadium nicht hinaus kam, d.h.es gibt nur handgefertigte Mustergeräte, die sich
sowohl in technischer Ausstattung als auch in der optischen Gestaltung voneinander unterscheiden können. Die Grundkonzeption und der mechanische Aufbau
sollten jedoch bei den gefertigten Geräten gleich sein. Zudem ist es für mich schwierig, das Gerät detailliert zu beschreiben, da ich bis auf einen kurzen
Messebericht in der RFE keine weiteren Informationen über den RK 90 habe, außer den zwei Exemplaren, die ich bisher selbst gesehen und bedient habe.
Als wichtigste technische Eigenheit dieses Gerätes ist zu nennen, daß es vollständig über eine Infrarotfernbedienung bedient werden muß! Bis auf den Netzschalter, die beiden Knöpfe zur Wahl der Lautsprechergruppe und den Knopf zum Einschalten des eingebauten Kontrollautsprechers besitzt der RK 90 nämlich keinerlei Bedienelemente am Gerät. Sämtliche Funktionen wie Senderwahl- und programmierung, Quellenumschaltung oder die Klang- und Lautstärkeregelung werden mit Hilfe der IR-Fernbedienung durchgeführt.
Der AM-Teil, der nicht bei allen RK 90 eingebaut wurde, sichert aufgrund des angewendeten Doppelsuperprinzips gute Empfangsergebnisse auf allen
Wellenbereichen. Der FM-Teil ist mit einem Doppelgate-MOSFET, einem abgestimmten Dreikreis-Zwischenkreisfilter und zwei Achtkreiskeramikfiltern im
ZF-Verstärker aufgebaut und weist deshalb ein gutes Großsignalverhalten, geringes Eigenrauschen und hohe Selektion auch bei kleinen Eingangspegeln auf.
Weiterhin verfügt er über einen Ultraschall- und MPX-Filter, sowie eine rauschabstandsabhängige, gleitende Mono-Stereo-Umschaltung.
Das digitale Abstimm- und Anzeigesystem arbeitet nach dem PLL-Prinzip und gestattet die Speicherung von 29 Sendern aller Frequenzbereiche. Die Abstimmung
erfolgt entweder durch manuelle Fortschaltung oder Suchlauf entweder auf- oder abwärts, oder durch direkte Frequenzeingabe. Dabei hilfreich sind die
zweistellige Stations- und die fünfstellige Frequenzanzeige, in der auch der zuvor eingegebene Sendername angezeigt werden kann. Weiterhin besitzt der RK 90
eine Feldstärke- und Exakt-Tuning-Anzeige, die der im RK 88 ähnelt.
Auch der Verstärkerteil mußte vollkommen neu konstruiert werden, da er jetzt über eine elektronische Lautstärke-, Tiefen-, Höhen-, und Balanceregelung verfügt. Die aktuell eingestellten Werte werden über verschiedene LED-Ketten angezeigt:
- eine rote, diagonal angeordnete 9-teilige für die Lautstärke
- zwei gelbe zu einem "X" angeordnete je 9-teilige für Höhen und Tiefen
- eine aus 4 roten Dreiecks-LEDs und einer normalen grünen LED für Balance
Auch die elektronische Quellenumschaltung für TB1, TB2, TA, Monitor, CD, TV und dem eingebauten Tuner werden über einzelne, grüne LEDs angezeigt, die
nicht aktivierten Quellen leuchten schwach, die gerade angewählte Quelle hell. Die TB2-Buchse und zwei Kopfhörerbuchsen, die bei einigen Geräten auch 6,3 mm
Klinkenbuchsen sind, befinden sich im Dreieck angeordnet an der Gerätefront unterhalb des kleinen, schlecht klingenden Kontrollautsprechers. Zu den
Dioden-Eingangsbuchsen an der Geräterückseite sind bei einigen Geräten auch Cinch-Anschlüsse vorgesehen.
Die kurzschlußfeste Endstufe mit einer Sinusausgangsleistung von 2 mal 35 Watt wird erstmals bei einem RK-Gerät mit symmetrischer Versorgungsspannung
betrieben und ist deshalb ohne die sonst erforderlichen Auskoppelelkos aufgebaut. Es sind vier Lautsprecherboxen in den Gruppen A und B anschließbar.
Sowohl der mechanische Aufbau als auch die optische Aufmachnung des RK 90 unterscheiden sich deutlich von allem, was es in der DDR in diesem Segment gab. Das
Gerät ist ein Würfel mit einer Kantenlänge von ungefähr 27 cm, was sich zwar klobig anhört, in Wirklichkeit aber viel kleiner aussieht. Die rechte Seitenwand,
die Rück- und die Deckwand sind schwarz lackierte Kunstofformteile, die einzeln an das Stahlblechgerüst des Gerätes angeschraubt sind. Die linke Seitenwand
ist ein Aluminiumformteil und dient als Kühlkörper für die Endstufenstransistoren. Die linke Seite der Front ist mit einem Formblech verkleidet, welches
schwarz oder grau lackiert ist. Die viel breitere rechte Seite ist mit einem oder zwei durchsichtigen Plastikformteilen verkleidet und deckt damit den
optoelektronischen Anzeigeteil des Gerätes ab. Die Beschriftung und Lackierung unterscheidet sich jedoch bei einigen Geräten. Bei manchen sind die LED-Ketten
umrahmt, bei anderen nicht, einige sind mit weißem, einige mit farbigem, andere zum Teil mit schwarzem Siebdruck beschriftet.
Die Infrarotfernbedienung ist, da alle Funktionen des Gerätes darauf Platz finden müssen, sehr groß (ca. 22 x 10 cm) und mit vielen Knöpfen (über 40)
versehen. Außerdem ist der Handsender, wie auch das Gerät selbst, ein Entwicklungsmuster, das so vielleicht nie in den Handel gekommen wäre. Das Gehäuse des
Handsenders besteht aus schwarzem Aluminium und ist, bis auf die Verdickung auf der linken Seite für die vier R6-Batterien, relativ flach. Die Funktionen der
Knöpfe sind diesem Handsender mit einer selbstklebenden Folie beschriftet, es soll aber Mustergeräte geben, die mit einem umgebauten RCS-Handsender
(HMK F-200, Color 40) ausgerüstet sind.
Der RK 90 cubus ist ein technisch höchst anspruchsvolles Gerät, mit dem der ehem. Fa. Hempel in Limbach nach dem 1969 vorgestellten RK 5 sensit, der in seiner Grundkonzeption in Form des RK 7, RK 8 und des RK 88 ca. 20 Jahre produziert wurde, wieder ein äußerst modernes und zukunftsweisendes HiFi-Steuergerät gelungen ist. Leider ist es, obwohl es z.B. noch vor der HMK 200 Anlage auf der Messe stand, nicht mehr in die Serienproduktion übergeleitet worden. Die Gründe sind sicherlich eher auf politischer als auf technischer Seite zu finden. Selbst wenn es 1990 nicht zur Wende gekommen wäre, ist eine Serienfertigung trotzdem fraglich. An der technischen Konzeption lag es jedoch sicherlich nicht, da zwar ein recht hoher technischer Aufwand betrieben wurde, die dafür notwendigen integrierten Schaltkreise und SMD-Bauteile jedoch auch in der DDR immer preiswerter hergestellt werden konnten.
Der RK 90 sensit cubus IR wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1988 das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.
Technische Daten:
Betriebsspannung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 V, 50 Hz
Leistungsaufnahme: . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? W
Wellenbereich LW: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148...284 kHz
Wellenbereich MW:. . . . . . . . . . . . . . . . . . 513...1611 kHz
Wellenbereich KW: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3,0...27 MHz
Wellenbereich UKW:. . . . . . . . . . . . . . . . . 87,5...108 MHz
AM-Teil
Empfindlichkeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 dB (µV)
Trennschärfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 dB
Obere Grenzfrequenz: . . . . . . . . . . . . . . . . ?? kHz
ZF-Störverhältnis:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? dB
FM-Teil
Empfindlichkeit mono: . . . . . . . . . . . . . . . - 17 dB (pW)
Trennschärfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 dB
Obere Grenzfrequenz: . . . . . . . . . . . . . . . . ?? kHz
Fremdspannungsabstand: . . . . . . . . . . . . . ?? dB
ZF-Störverhältnis: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? dB
Übersprechdämpfung (250...6300 Hz):. . . . ?? dB
NF-Teil
Sinusausgangsleistung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 35 W bei k = 0,5 %
Übertragungsbereich:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 - 30000 Hz
Fremdspannungsabstand bei 25 W:. . . . . . . . . . . . > 85 dB
Übersprechdämpfung bei 1 kHz: . . . . . . . . . . . . . . ?? dB
Einstellbereich "Tiefen":. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? dB
Einstellbereich "Höhen": . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? dB
Einstellbereich "Balance": . . . . . . . . . . . . . . . . . . ?? dB
Maße B x H x T: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 x 285 x 260 mm
Gewicht:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ca. 9 kg
Preis: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . - - -,- M