Rema 940 Toccata
Das Rema Toccata stellt das für seine Zeit wohl fortschrittlichste jemals in der DDR hergestellte Gerät dar. In keinem anderen Gerät sind so viele Neuerungen auf einmal zum Einsatz gekommen. Aus diesem Grunde wurde es auf der Leipziger Messe mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Die erste technische Neuheit ist der UKW-Tuner Typ 6, der ausschließlich mit Silizium-Halbleitern bestückt ist und somit für
ein gutes Großsignalverhalten und günstige Rauscheigenschaften sorgt.
Die wichtigste Neuerung ist die erstmalige Verwendung von integrieten Schaltkreisen in einem HiFi-Gerät, insgesamt besitzt
das Toccata 6 IS. Drei der Schaltkreise werden in den ZF-Stufen des AM- und FM-Bereiches verwendet, wodurch sich neue Gebrauchswerte und gute, bisher nicht
erreichbare Parameter realisieren lassen. Die anderen 3 IS werden in der ebenfalls neuen Senderspeichereinheit mit Berührungstasten für den UKW-Bereich
verwendet. Die 5 Sender der Speicherplätze werden spannungsgeregelt abgestimmt und mit Hilfe des neuen Schaltkreises U 700 abgerufen wenn die jeweilige
Taste berührt wird, wobei der Widerstand der Haut als Kontakt dient.
Weitere Funktionen des Tuners, der in den Wellenbereichen LW, MW, KW und UKW empfängt, sind eine AFC, und eine neue, abschaltbare Muting-Funktion, die das Zwischensenderrauschen unterdrückt.
Der Vorverstärker ist diskret und in klassischer Schaltungstechnik mit Siliziumhalbleitern und Tandempotentiometern für Lautstärke, Tiefen, Höhen und Balance aufgebaut, weist jedoch einige neue Bedienelemente auf. Dazu zählen unter anderem der schaltbare Rumpelfilter zur Unterdrückung sehr tiefer Frequenzen z.B. bei der Schallplattenwiedergabe und der schaltbare Rauschfilter als Tiefpaß zur Unterdrückung hoher Frequenzen. Weiterhin läßt sich per Tastendruck der Lautstärkepegel um 12 dB senken, wodurch die Ausgangsleistung auf ein 1/16 reduziert wird. Außerdem läßt sich erstmals die gehörrichtige Lautstärkeregelung erstmals mit der Taste Linear ausschalten.
Der Stereo-Endverstärker mit einer Ausgangsleistung von 2 mal 25 Watt weist gegenüber vorherigen Geräten einige Neuerungen auf. Die diskret aufgebaute und
komplett mit Siliziumhalbleitern bestückte Enstufe wird erstmals mit symmetrischer Versorgungsspannung gespeist, womit die mit Nachteilen behafteten
Auskoppelelkos entfallen können, da die Lautsprecher direkt an die gleichstromfreie Endstufe angeschlossen werden können.
Weiterhin kommt erstmals eine Relaisschaltung zum Einsatz, die beim Einschalten des Gerätes die Lautsprecher verzögert zuschaltet, und beim Auschalten sofort
abtrennt, um Störgeräusche des Verstärkers zu unterdrücken. Zusätzlich wird das Relais über die erstmals an der Frontseite befindliche Kopfhörerbuchse
gesteuert, um die Lautsprecher bei Kopfhörerbetrieb wahlweise abzuschalten.
Auch optisch sieht das Toccata, das es in vielen verschiedenen optischen Ausführungen gab, gegenüber früheren Steuergeräten deutlich moderner aus. Das Holzgehäuse, was seitlich mit schwarzen Plastwangen verkleidet ist, ist furniert, Hochglanz-furniert oder weiß lackiert angeboten worden. Die sehr plastisch wirkende Frontplatte ist aus schwarzem Plastik und mit weißem Siebdruck beschriftet. Das Drehspulinstrument für die Feldstärkeanzeige und die grün bedruckte Hauptskala sind grün, die Stereoanzeige und der jeweils aktivierte Speicherplatz rot beleuchtet. Die Klangregelung ist mit Schiebepotentiometern aufgebaut, die Abstimmknöpfe für die Senderspeicher sind kleine Drehregler. Alle anderen Knöpfe befindet sich in einer Tastenreihe, die, wie auch die ober- und unterhalb der Frontplatte angeordneten Aluminiumleisten, wahlweise silber oder schwarz war. Auch der Abstimmknopf war entweder schwarz oder verchromt.
Das später hergestellte Toccata 940/2, dessen technische Änderungen ich leider nicht kenne, ist optisch ein wenig verändert worden. Die Stereolampe ist durch eine weiße, aber rot leuchtende LED ersetzt worden, der klare Skalenzeiger durch einen orangenen, billigeren Plastzeiger.
Das Rema Toccata wurde auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1976 das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.
Technische Daten:
Betriebsspannung:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 V, 50 Hz
Leistungsaufnahme: . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 W
Wellenbereich LW: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150...290 kHz
Wellenbereich MW:. . . . . . . . . . . . . . . . . . 510...1620 kHz
Wellenbereich KW: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,9...7,4 MHz
Wellenbereich UKW:. . . . . . . . . . . . . . . . . 87,5...100 MHz
AM-Teil
Empfindlichkeit: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 µV
Trennschärfe: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 dB
Obere Grenzfrequenz: . . . . . . . . . . . . . . . . 2,5 kHz
ZF-Störverhältnis:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 dB
FM-Teil
Empfindlichkeit mono: . . . . . . . . . . . . . . . 3,0 µV
Trennschärfe:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 dB
Obere Grenzfrequenz: . . . . . . . . . . . . . . . . 15 kHz
Fremdspannungsabstand: . . . . . . . . . . . . . 60 dB
ZF-Störverhältnis:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 dB
Übersprechdämpfung bei 1 kHz:. . . . . . . . 35 dB
NF-Teil
Sinusausgangsleistung: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 x 25 W bei k = 0,7 %
Klirrfaktor bei f = 1000 Hz ; 10 W: . . . . . . . . . . . . 0,7 %
Übertragungsbereich:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 - 20000 Hz
Fremdspannungsabstand bei 25 W:. . . . . . . . . . . . > 47 dB
Übersprechdämpfung bei 1 kHz: . . . . . . . . . . . . . . > 45 dB
Einstellbereich "Tiefen" bei f = 100 Hz:. . . . . . . . . +/- 12 dB
Einstellbereich "Höhen" bei f = 10 kHz:. . . . . . . . +/- 12 dB
Einstellbereich "Balance": . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 dB
Maße B x H x T: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 600 x 125 x 300 mm
Gewicht:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11,6 kg
Preis: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1950,- M